Bei meinem letzten Besuch in Budapest gab es einen Termin, auf den ich mich ganz besonders freute: Die „Königin des Schachs“ hatte mich und meine Familie zu einem Besuch eingeladen:
In meiner gesamten Schachkarriere habe ich niemals jemanden mit größerem Kampfgeist und Willenskraft erlebt als Judit Polgar, die Königin des Schachs!
In den 90-er Jahren hatten wir mehrfach die Klingen gekreuzt, Freundschaft geschlossen und auch gemeinsam trainiert. In einer Zeit als Spitzenschach für Frauen noch unerreichbar schien und die beste Schachdame bestenfalls auf Platz 1000 der Weltrangliste rangierte, gelang Judit ein beispielloser Aufstieg mit Siegen in vielen großen Turnieren und gegen eine Reihe von Schachweltmeistern über Karpow und Anand bis hin zu Garri Kasparow. Im Juli 2005 rangierte sie schon auf Platz 8 der Gesamtrangliste, während sie ihrer Schwester Susan den Schachthron der Damen überließ.
2014 gab sie überraschend ihr Karriereende bekannt und setzte nun ihre unglaubliche Energie ein, um Schach als Bildungsmittel, Kulturgut und als Weg einer globalen Völkerverständigung zu nutzen. Sie entwickelte ein umfassendes Förderprogramm für Schulkinder und aktuell ist es ihr schon gelungen, Schach an 300 ungarischen Schulen als Wahlfach einzuführen.
Und die im Oktober kommende 4. Auflage ihres „Global Chess Festivals“ wird wieder ein großartiger, vielgestaltiger Event, der die „1000 Faces of Chess“ feiert: http://www.globalchessfestival.com/
Persönlich freut mich sehr, dass bei unserem Treffen klar wurde, wie sehr ihre Ausrichtung mit dem Konzept unserer Münchener Schachstiftung „Schach nach Königsplan“ übereinstimmt: Auch wir nutzen Schach als optimales Fördermittel für verschiedenste bedürftige Zielgruppen, über Schulkinder in sozialen Brennpunkten über Körperbehinderte, autismusbetroffene sowie krebskranke Kinder als auch für Jugendliche mit psychischen Problemen, junge Flüchtlinge bis hin zu bedürftigen Senioren.
www.schachstiftung-muenchen.de
Stefan Kindermann